Umgang mit Trauernden

 

Ich bekomme sehr oft Sprüche oder Äußerungen von Leuten zu hören, die mich sehr verletzen und weh tun. Daher diese Seite. Ich weiß nicht, wodurch das kommt. Ist es die Unwissenheit darüber, wie andere nun mit uns als Betroffene umgehen sollen oder nervt es die anderen einfach, das wir, wie sie sagen, noch nicht wieder anfangen zu "leben"? Das wir "zu sehr" trauern? Aber egal, was es ist, es gibt keine Zeitspanne, die uns unsere Trauer nehmen könnte. Nicht jetzt, nach 6 Monaten, und auch nicht nach 20 Jahren, denn es wird immer jemand fehlen.

Was am meisten weh tut sind die unüberlegten Bemerkungen mancher Leute. So bekam ich gesagt: "Für ihre Eltern, für die ist es schlimm, aber Sie werden schon irgendwann darüber hinwegkommen!" Bumm - ich dachte, nicht richtig gehört zu haben. Also bin ich so gefühlskalt, dass es mich alles nichts angeht? Dazu möchte ich nur mal einen Satz hierherstellen, den ich auf der Seite einer Selbsthilfegruppe gefunden habe und der einigen vielleicht mehr Verständnis über die Situation bringt.

"Oft wird die Situation der trauernden Geschwister nicht in angemessener Weise wahrgenommen. Durch den Tod eines Bruders/ einer Schwester haben sie einen doppelten Verlust erlitten - sie haben ihr Geschwister verloren und die Eltern, die sie einmal hatten, denn nach dem Tod eines Kindes ist in der Familie nichts mehr so wie vor diesem schrecklichen Schicksalsschlag."

Alles ist anders geworden. Vor allem mein Leben gegenüber meinen Eltern. Was ich sonst unüberlegt getan habe, da denke ich nun erst 10 Mal drüber nach, ob ich das wieder machen sollte. Denn ist es nicht viel zu gefährlich? Kann mir dann nicht auch etwas passieren? Jeden Schritt, den man macht, überdenkt man nun genau.

Dazu  kommen diese Angst und Panikattacken. Ich bin immer gerne Auto gefahren. Aber nun? Obwohl ich nun ein sehr gutes, neues Auto bekommen habe, bin ich froh um jedes Mal, dass ich zu Fuß laufen kann. Denn wenn ich im Auto sitze bekomme ich Panikattacken und würde am liebsten anhalten. Jedesmal, wenn ich im Auto sitze, frage ich mich, wie es sein muss, plötzlich rumzuschleudern, einen Transporter auf sich zukommen zu sehen, und zu wissen, das geht nicht gut. Diesen Ruck, wenn man dann mit dem Transporter zusammenprallt. Was denkt man in so einem Augenblick? Denkt man überhaupt noch irgendetwas?

Und Sprüche wie

"Die Zeit heilt alle Wunden" oder "Alles wird wieder gut"

sind in unserer Situation so unbedeutend, weil sie sowieso nicht stimmen. Die Wunde kann verschließen, ja, aber es wird immer eine sehr große Narbe bleiben.

Und wenn Nichtbetroffene nicht wissen, wie sie auf uns zugehen sollen, dann fragt uns. Und manchmal ist schweigen besser, als alles gut- oder wegreden zu wollen. Auch ich muss zugeben, dass ich dies erst jetzt erkannt habe. Auch ich bin bestimmt bisher oft sehr falsch auf Betroffene zugegangen. Aber es kann sich niemand in diese Situation hineindenken, egal, wie gut seine Phantasie ist. Es geht einfach nicht. Aber ihr könnt auf uns zukommen und uns fragen, denn das ist ehrlicher als jedes aufgezwungene, gespielte Gespräch, weil man ja über irgendetwas reden muss.

 

Hier nun noch ein Text, der nicht von mir ist, aber auch noch einmal sehr gut ausdrückt, wie es uns als Trauernden geht:

Mitmenschen nehmt uns Trauernde an

 

 

 

Geht behutsam mit uns um, denn wir sind schutzlos.

Die Wunde in uns ist noch offen und weiteren Verletzungen preisgegeben.

Wir haben so wenig Kraft, um Widerstand zu leisten.

Gestattet uns unseren Weg, der lang sein kann. Drängt uns nicht,so zu sein wie früher, wir können es nicht.

Denkt daran, dass wir in Wandlung begriffen sind. Lasst

Euch sagen, dass wir uns selbst fremd sind.

Habt Geduld.

 

Wir wissen, dass wir Bitteres in Eure Zufriedenheit streuen,

dass Euer Lachen ersterben kann, wenn Ihr unser

Erschrecken seht,

dass wir Euch mit Leid konfrontieren, dass Ihr vermeiden

möchtet.

 

Wenn wir unsere Kinder sehen, leiden wir.

Wir müssen die Frage nach dem Sinn unseres Lebens

stellen.

Wir haben die Sicherheit verloren, in der Ihr nochlebt.

 

Ihr haltet uns entgegen: Auch wir haben Kummer.

Doch wenn wir Euch fragen, ob Ihr unser Schicksal tragen

möchtet, erschreckt Ihr.

Aber verzeiht: Unser Leid ist so übermächtig, dass wir oft

vergessen, dass es viele Arten von Schmerz gibt.

 

Ihr wisst vielleicht nicht, wie schwer wir unsere Gedanken

sammeln können.

Unsere Kinder begleiten uns. Vieles, was wir hören,

müssen wir auf sie beziehen.

Wir hören Euch zu, aber unsere Gedanken schweifen ab.

 

Nehmt es an,wenn wir von unseren Kindern und unserer

Trauer zu sprechen beginnen.

Wir tun nur das, was in uns drängt.

Wenn wir Eure Abwehr sehen, fühlen wir uns unverstanden

und einsam.

 

Lasst unsere Kinder bedeutend werden für Euch.

 

Teilt mit uns den Glauben an sie.

Noch mehr als früher sind sie ein Teil von uns.

Wenn Ihr unsere Kinder verletzt, verletzt Ihr uns.

Mag sein, dass wir sie vollendeter machen, als sie es waren,

aber Fehler zuzugestehen fällt uns schwer.

Zerstört nicht unser Bild.

Glaubt uns: Wir brauchen es so.

 

Versucht Euch in uns einzufühlen.

Glaubt daran, dass unsere Belastbarkeit wächst.

Glaubt daran, dass wir eines Tages mit neuem

Selbstverständnis leben werden.

 

Wenn wir es geschafft haben, unser Schicksal anzunehmen,

werden wir Euch freier begegnen.

Jetzt aber zwingt uns nicht mit Wort und Blick, unser Unglück

zu leugnen.

Wir brauchen Eure Anteilnahme.

Vergesst nicht, wir müssen so vieles von neuem lernen.

Unsere Trauer hat unser Sehen und Fühlen verändert.

 

 

Bleibt an unserer Seite.

Lernt von uns für Euer eigenes Leben.

Danke.

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